(Private) Krankenversicherung und Krankentagegeldversicherung

Wann ist was in Bezug auf die Krankenversicherung sinnvoll?

In Deutschland ist jeder Bürger gesetzlich dazu verpflichtet, eine Krankenversicherung zu haben. Dabei gibt es in Deutschland zwei unterschiedliche Systeme: die gesetzliche Krankenversicherung und die private Krankenversicherung. Doch was ist der Unterschied zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung? Und wann lohnt der Abschluss einer zusätzlichen Krankentagegeldversicherung?

Was gehört zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung?

Alle gesetzlichen Krankenkassen sind zur Übernahme der Kosten aller sogenannten Regelleistungen verpflichtet. Was zu den Regelleistungen zählt, ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Daher sind die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen bei allen Anbietern nahezu identisch:

Alle gesetzlichen Krankenkassen bieten eine gute medizinische Versorgung in allen lebenswichtigen Bereichen und kommen für medizinisch notwendige Behandlungen auf.  Unterschiede zwischen den gesetzlichen Krankenversicherungen lassen sich nur in folgenden drei Bereichen ausmachen:

  • Zusatzleistungen der Krankenkasse
    Zu möglichen Zusatzleistungen der Krankenkasse zählen beispielsweise Reiseimpfungen, ein Hautkrebsscreening, professionelle Zahnreinigungen, Osteopathie, Geldbonus für gesundheitsbewusstes Verhalten und die Vermittlung von Facharztterminen.
  • Serviceleistungen der Krankenkasse
    Serviceleistungen der Krankenkassen beziehen sich sowohl auf die allgemeine Erreichbarkeit (Anzahl der Geschäftsstellen, Öffnungszeiten, medizinische Telefonberatung usw.) als auch auf die Qualität des Service (Bewilligungsdauer von Leistungen, fachliche Auskünfte usw.).
  • Zusatzbeitrag
    Zusätzlich zu dem allgemeinen Beitragssatz erheben gesetzliche Krankenkassen einen Zusatzbeitrag von 0,3 bis 2,5 Prozent. Die Hälfte des Zusatzbeitrages wird bei Arbeitnehmern vom Arbeitgeber und bei Rentnern von der Rentenkasse übernommen.

Wie hoch sind die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung?

Die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung werden anhand des Einkommens berechnet und liegen in der Regel bei 14,6 % des Bruttoeinkommens. Ohne Anspruch auf Krankengeld werden 14,0 % des Bruttoeinkommens berechnet. Bei Arbeitnehmern wird die Hälfte des Beitrags vom Arbeitgeber übernommen. Hinzu kommt der Zusatzbeitrag der jeweiligen Krankenkasse. Auch hier beteiligt sich der Arbeitgeber seit dem 1. Januar 2019.

Gesetzliche Krankenversicherung – worauf achten?

Bei der Wahl der gesetzlichen Krankenkasse sollten Sie auf verschiedene Punkte achten. Weil sich die Regelleistungen bei den einzelnen gesetzlichen Krankenkassen kaum voneinander unterscheiden, sollten Sie bei der Wahl vor allem auf die folgenden Leistungen achten:

  • Wie ist der Service bei der jeweiligen gesetzlichen Krankenkasse?
  • Ab welchem Alter werden Vorsorgeuntersuchungen übernommen?
  • Gibt es spezielle Familienleistungen?
  • Trägt die Kasse zumindest teilweise die Kosten für alternative Heilmethoden?
  • Gibt es Wahltarife mit der Möglichkeit zur Beitragsrückerstattung?
  • Bietet die gesetzliche Krankenkasse Bonusprogramme an?

Was gehört zu den Leistungen der privaten Krankenversicherung?

Private Krankenversicherungen versprechen zahlreiche Vorteile wie die Behandlung durch Spezialisten und kurze Wartezeiten beim Facharzt. Die Leistungen der privaten Krankenversicherung kann man sich individuell zusammenstellen. Wie der Umfang eines jeweiligen Tarifs aussieht, hängt also nicht nur von den persönlichen Wünschen, sondern auch vom Geldbeutel ab: Basistarife der privaten Krankenversicherung bieten oftmals keinen guten Schutz, wer aber wirklich gute Leistungen möchte, muss auch dementsprechend viel bezahlen.

Garantierte Leistungen

Private Krankenversicherungen können im Gegensatz zu gesetzlichen Krankenversicherungen einmal zugesagte Leistungen nicht mehr streichen.

Private Krankenversicherung – worauf achten?

Die Entscheidung für die PKV sollte sich niemand leicht machen. Ein bedeutender Grund hierfür ist, dass die Wahl der privaten Krankenversicherung häufig nicht mehr oder nur mit erheblichen Verlusten rückgängig gemacht werden kann. Wer die private Krankenversicherung wechseln möchte, verliert einen Großteil seiner Altersrückstellungen und steigt mit wesentlich höheren Tarifen neu ein.

Der Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist nur möglich, wenn das Einkommen von Angestellten unter die Versicherungspflichtgrenze fällt. Ab einem Alter von 55 Jahren ist es nahezu unmöglich, in die GKV zu wechseln, um die private Krankenversicherung kündigen zu können. Allerdings gibt es noch weitere Gründe, die gegen eine private Krankenversicherung sprechen:

1. Bei der privaten Krankenversicherung bekommt jeder nur genau die Leistungen, die er auch bezahlt. Weil private Krankenversicherungen kein Solidarsystem sind und jeder mit seinen Beiträgen nur das eigene Krankheitsrisiko versichert, sind die mit der privaten Krankenversicherung verbundenen Kosten dementsprechend schlecht zu überblicken. Junge und gesunde Menschen steigen oft mit günstigen Tarifen ein, die aber im Alter erheblich steigen. Wer sich die teuren Beträge nicht mehr leisten kann, muss in Basistarife mit schlechtem Schutz wechseln und kommt im Krankheitsfall schnell in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten.

2. Private Krankenkassen bieten keinen vollkommenen Schutz. Auch die besten und teuren Tarife der privaten Krankenkassen haben in bestimmten Bereichen Leistungslücken. So kann es beispielsweise sein, dass bei psychotherapeutischen Leistungen die private Krankenversicherung nicht zahlt.

Tipp: keine Familienversicherung möglich

Private Krankenversicherungen bieten keine Familienversicherungen wie die gesetzlichen Krankenversicherungen an. Es muss also für jedes Familienmitglied ein eigener Vertrag geschlossen werden, wodurch die Kosten für die Krankenversicherung erheblich steigen.

Gesetzliche oder private Krankenversicherung?

Nicht alle Menschen dürfen oder können sich privat versichern, selbst wenn sie es möchten. Möglich ist eine PKV nur für Beamte, Selbstständige, Studenten und Angestellte über der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2022 liegt diese bei 64.350 Euro jährlich). Darüber hinaus dürfen sich private Krankenversicherungen ihre Kunden aussuchen und können jeden ablehnen, bei dem sie das Risiko als zu hoch einschätzen.

In der gesetzlichen Krankenkasse werden alle Versicherten gleichbehandelt und bezahlen für die gleichen Leistungen einen prozentualen Anteil an ihrem Bruttoeinkommen. Empfehlenswert sind private Krankenversicherungen nur für die Menschen, die sich Premiumtarife leisten können und sicher sind, dass sie die hohen Beiträge auch noch im Alter bezahlen können. Ob sich das allerdings lohnt, ist fraglich. Meist fährt man mit einer gesetzlichen Krankenversicherung, die man durch zahlreiche Zusatzversicherungen erweitern kann, wesentlich besser.

Die Krankenversicherung zahlt nicht? Das sagen Experten.

Zahlt Ihre Krankenversicherung trotz Zusage nicht oder wird die Schadensregulierung erheblich verzögert, können Versicherte sich wehren. Auch wenn die Krankenversicherung weniger zahlt, als Ihnen zusteht, ist es sinnvoll, sich an einen Rechtsanwalt zu wenden.

Unsere Anwälte für Versicherungsrecht helfen Ihnen, Ihre Ansprüche durchzusetzen, wenn die Krankenversicherung nicht zahlt. Wir prüfen jeden Fall individuell und zuverlässig.

Was ist eine Krankentagegeldversicherung?

Eine Krankentagegeldversicherung zahlt dem Versicherten im Krankheitsfall täglich einen vertraglich vereinbarten Betrag. Diese Zahlung dient dem Ausgleich für das während der Krankheit fehlende Einkommen. Für wen eine Krankentagegeldversicherung sinnvoll ist und worauf Sie beim Abschluss achten sollten, klären wir im Folgenden.

Braucht man eine Krankentagegeldversicherung? Wer braucht sie? 

Angestellte erhalten im Krankheitsfall von Ihrem Arbeitgeber noch sechs Wochen lang ihr volles Gehalt. Danach springt bei gesetzlich Krankenversicherten die Krankenversicherung mit dem sogenannten Krankengeld ein, das allerdings wesentlich niedriger ausfällt als das Nettoeinkommen. Eine Krankentagegeldversicherung kann sich hier zusätzlich lohnen, um die Einkommenslücke zu füllen.
Privatversicherte, die in ihrem Tarif keine Zahlung von Krankentagegeld vereinbart haben, und Selbstständige sollten hingegen unbedingt eine Krankentagegeldversicherung abschließen.

Welche Höhe ist empfehlenswert?

Wie hoch Sie das Krankentagegeld ansetzen, ist vor allem von Ihren persönlichen Lebensumständen abhängig. Auch die Versicherer legen unter Umständen Tageshöchstsätze fest, die sich unter anderem am Beruf des Versicherten orientieren. Mit welchen Kosten Sie für die Krankentagegeldversicherung rechnen müssen, hängt auch davon ab, ab welchem Krankheitstag das Krankentagegeld gezahlt werden soll, wie alt Sie sind und wie hoch der Tagessatz sein soll. Ein Selbstständiger mit 35 Jahren, der circa ab dem 20. Krankheitstag einen Tagessatz von 100 Euro erhalten möchte, muss für die Krankentagegeldversicherung circa 110 Euro monatlich zahlen. Ein 45-jähriger Angestellter, der zusätzlich zum Krankengeld ab dem 43. Krankheitstag 30 Euro Krankentagegeld möchte, muss nur rund 20 Euro monatlich für die Krankentagegeldversicherung bezahlen.

Krankentagegeldversicherung – worauf achten?

Wenn Sie sich für eine Krankentagegeldversicherung entscheiden, sollten Sie bei der Wahl einige Punkte berücksichtigen. Unter anderem hierauf sollten Sie im Besonderen achten:

  • Wählen Sie einen Tarif mit Altersrückstellungen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie das Krankentagegeld ohne Gesundheitsprüfung erhöhen beziehungsweise an Ihre Lebensumstände anpassen können.
  • Besteht die Einschränkung, dass während dem Reha- oder Kuraufenthalt die Krankentageversicherung nicht zahlt ?
  • Behält sich die Versicherung ein ordentliches Kündigungsrecht für die ersten drei Versicherungsjahre vor?
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